Flugaufnahmen
Die »normale« Makrofotografie kann mit Bewegungen nichts anfangen. Für
die geringe Tiefenschärfe ist jede Bewegung Gift, egal ob sie vom Wind
verursacht wird, vom Fotoobjekt oder vom Fotografen selbst. Deshalb ist die
beste Zeit ganz früh, wenn die Insekten noch kältestarr am Halm sitzen und
kein Lüftchen weht. Für den »echten« Makrofotografen heißt es
also, zu nachtschlafener Zeit aufzustehen und nach Sonnenaufgang, wenn die
Fotoobjekte munter werden, den Heimweg anzutreten. Da der konventionelle Makrofotograf prinzipiell auf »künstliches« Licht verzichtet, ist auch das Stativ immer dabei.
Für den
Highspeed-Fotografen gilt das alles nicht. Er braucht keine kältestarren
Insekten, sondern solche mit Bewegungsdrang. Unschärfe durch Verwackeln
oder durch die Eigenbewegung der Fotomotive gibt es quasi nicht, denn die wird
von der Technik unterdrückt. Deshalb ist die beste Zeit für Highspeed-Fotos die,
in der es warm ist und die Flieger in voller Aktion.
Allerdings kann es zum
Hochleistungssport werden, bei 33° ohne Schatten mit der 3kg schweren Anlage
flinken Heuschrecken nachzuspringen. Hier ist das Stativ nicht die
schlechteste Lösung. Anstatt den Fotomotiven über längere Zeit aktiv
nachzustellen, wird die ganze Anlage auf das Stativ gesetzt und dort aufgebaut, wo es genügend Flieger gibt. Die Motive
fotografieren sich dann selbst. Natürlich funktioniert das nicht immer und überall; daß eine Heuschrecke durch die Lichtschranke springt, wäre ein riesiger Zufall. Außerdem fehlt dabei jeder Einfluß auf das
Ergebnis. Aber das ist gerade das Interessante, nur so kommt man zu den seltenen
Fotos von Zusammenstößen, Angriffen oder wilden Flugmanövern, die per Hand kaum
zu erzielen sind. Außerdem läßt sich ein künstlicher Hintergrund einfacher
einsetzen als bei Aufnahmen aus der Hand.
Nach einiger Zeit verliert der
malerisch im Gegenlicht am Grashalm sitzende Schmetterling seinen Reiz, erst im
Flug wird er wirklich zum Schmetterling. Und was ist eine geduckt am Boden
sitzende Heuschrecke, die dank ihrer Tarnung kaum zu erkennen ist? Sie ist zwar
einfach zu fotografieren, aber ihre leuchtend blauen oder roten Flügel
sind erst im Flug zu erkennen.
Die Highspeed-Fotografie führt zu Ergebnissen, die vorher noch nie jemand gesehen hat. Jedes Foto ist ein authentisches Abbild der Realität. Der Ausschuß ist zwar extrem hoch, umso größer ist aber die Freude über ein perfektes Ergebnis.